Wank Stöttlreise (2208m)

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Am Sonntag wollte Munde TV uns bei einer Schitour begleiten. Doch welches Ziel auswählen? Ein gewisser Regionalbezug sollte natürlich vorhanden sein, die Abfahrt wäre am besten ein Schmankerl und der Aufstieg darf aufgrund des hohen Gewichts der Kamera nicht gerade ewig weit sein. Wank ist zwar in unserer Gegend kein Geheimtipp, doch sind die 1000 Höhenmeter recht leicht zu schaffen und es warten immer wieder tolle Abfahrtsvarianten auf uns.

Da das Wetter eh nicht so schön angesagt ist treffen Silvia, Siggi, Stefan, Bu@, Fahmi, Manu, Hannes vom Munde TV und ich uns erst um 9:30 in Arzkasten. Im Aufstieg zieht Davids Bruder ziemlich schnell vorbei, ich kann nur noch denken, wow mit dem Setup (BD Factor Schuh, Marker Duke Bindung und breiter BD Schi), ganz schön schnell. Doch auch wir sind heute nicht gerade langsam und so erreichen wir die untere Lacke schon nach 1 Stunde und 20 Minuten.

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Das Wetter beglückt uns heute mit traumhaften Stimmungen, auch sind wir um die Wolkendecke während des Aufstiegs ganz froh. Da das Kanonenrohr auch bei einer frischen Spur sehr anstrengend zu gehen ist gönnen wir uns kurz vor dem Gipfel noch einmal eine Rastpause.

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Den Gipfelhang bringen wir auch noch schnell hinter uns und so stehen wir nach zweieinhalb Stunden am Gipfel.

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Hier treffen wir Dalton mit seinem Vater. Nun diskutieren wir erstmal die Abfahrtsvarianten. Auf den Normalweg hat eigentlich niemand so richtig Lust. Da die Wankreise doch über 37° steil ist spricht sich Manu gegen diese Variante aus, immerhin ist über 2000m heute die Gefahrenstufe erheblich ausgegeben. Beim direkten Südhang haben Stefan und ich irgendwie Bauchweh. Da war doch noch die Rinne in die Stöttlreise? Schnell auf der Karte gechecked: ca. 35°, ist zwar auch Grenzwertig, aber das Risiko wollen wir eingehen. Fahmi fährt die Rinne als erster ab. Ich folge ihm, sobald er aus meinem Blickfeld verschwunden ist, mit gehörigem Abstand. Die Fahrt in der Rinne ist ziemlich genial und so registriere ich nur beiläufig, hoppla da ist aber ein kurzes Stück sicher steiler als 35°.

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Weiter denke ich mir leider nichts. An der Rinnenausfahrt sage ich noch zu Fahmi:“Du mir ist das hier zu gefährlich, wenn die ganze Rinne kommt erwischt´s uns hier auch noch.“ Er bleibt an seinem Platz um Fotos zu machen, Notfalls hat er das fahrerische Können um schnell flüchten zu können, ich fahre jedoch noch etwas weiter ab. Bald schließt Stefan zu mir auf.

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Bu@ nimmt ein kleines Cliff und telemarkt dann auch zu Stefan und mir herunter.

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Plötzlich höre ich ein leises Donnern, blicke in die Rinne und denke mir nur Scheiße. Eine Staubwalze rollt hinter Mama herunter.

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Staubwalze im Bildhintergrund erkennbar.

Mir bleibt kurz das Herz stehen, im Anrissbereich kann ich im ersten Moment nur eine Person ausmachen. Das müsste Hannes sein, aber wo ist Manu die das Schlusslicht gebildet hat? Nach wenigen Sekunden erkenne ich, dass der Felsen in der Mitte der Rinne sich bewegt und zu einer menschlichen Gestalt wird. Glücklicherweise steht Manu gleich auf und bringt Hannes einen verlorenen Schi. Als beide bei uns ankommen erzählt Hannes, die Anrissbreite wäre zwar sehr gering gewesen, er meint maximal 10 Meter, trotzdem hat es ihn fast 50 Meter mitgerissen. Wir bedanken uns bei Davids Bruder und seinen 3 Begleitern die vom Stöttltörl herunter kamen, dass sie gewartet haben. Mit weichen Knien bringen wir auch noch den Rest der Abfahrt hinter uns.

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Fehleranalyse

Glücklicherweise ist niemand zu Schaden gekommen, trotzdem denke ich mir ich kann aus diesem Fehler lernen, denn jeder kann einmal einen Fehler machen, doch einen Fehler mehrmals zu machen zeugt von Dummheit.
Der Anrissbereich der Lawine lag in einem fast 40° steilen Nordhang auf 2040m. Der Lawinenlagebericht sagte folgendes aus:

BEURTEILUNG DER LAWINENGEFAHR
Die Lawinengefahr in den Tiroler Tourengebieten ist leicht zurückgegangen, verbreitet aber noch als erheblich einzustufen. Gefahrenstellen liegen an Steilhängen aller Expositionen, bevorzugt oberhalb von etwa 2000m. Die Hauptgefahr geht dabei von frischen und älteren Triebschneeansammlungen aus, die im Gelände oft nur schwer zu erkennen sind. Ein Schneebrett kann zumeist immer noch durch geringe Zusatzbelastung ausgelöst werden, also schon durch das Gewicht eines einzelnen Skifahrers oder Snowboarders. Da die Verhältnisse oft auch kleinräumig sehr unterschiedlich sind, erfordern Skitouren und Variantenfahrten Erfahrung in der Beurteilung der Lawinensituation.

Kurze Durchrechnung mit Stop or Go und Reduktionsmethode:
Stop or Go: Bei Gefahrenstufe „erheblich“ bleiben wir unter 35° => also auf jeden Fall Stop.
Reduktionsmethode: Risiko= Erheblich (8) / [weniger als 40° (2) x große Gruppe mit Enlastungsabständen (2)] 8/4= 2! Das ist doppelt so hoch wie das akzeptierte Restrisiko.

Doch wie konnte es soweit kommen, normalerweise rechnen wir immer mit einer der vorhin genannten Methoden. Mehrere Fehlerquellen haben sich bei unserer Beurteilung eingeschlichen. Die Messung der Hangneigung mittels Karte ergab 35° damit wären wir bei Stop or Go sehr knapp an der Grenze gewesen, da keine Gefahrenzeichen wie Triebschneepakete erkennbar waren, hätten wir das als noch ok eingeschätzt. Im Lawinenlagebericht steht aber extra, dass Triebschneepakete sehr schwer erkennbar sind. Laut Reduktionsmethode wären wir auf ein Restrisiko von 1,333 gekommen, laut Munter im Ausnahmefall ein gerade noch akzeptables Risiko. Akribisches Nachmessen der Hangneigung zu Hause ergab dann, dass eine! Höhenlinie eine Steilheit von 40° ergeben hätte. Dies konnte aber im Gelände (Wind, kein Tisch,…) nicht genau genug gemessen werden. Hier hätte uns eine sorgfältigere Tourenplanung vermutlich auf den Fehler hingewiesen. Sobald ich bei der Abfahrt gemerkt hatte, dass der Hang doch wesentlich steiler als 35° wird, hätte ich die anderen Teilnehmer auf unseren Fehler aufmerksam machen müssen und die Abfahrt dort stoppen sollen. Im Pulverrausch bin ich auf diesen Gedanken gar nicht gekommen. Ein weiterer Gefährdungsfaktor war sicherlich, dass niemand aus der Gruppe über den stark zerfahrenen Normalweg abfahren wollte. Doch hätte es andere Alternativen gegeben?

Der Normalweg:
Steilster Bereich: Gipfelhang zwischen 30° und 35° Exposition Süd
Stop or Go: Immer unter 35° also go.
Reduktionsmethode: Erheblich (8) / [weniger als 35° (4) x Verzicht auf nördliche Hälfte (3) x ständig befahrene Hänge (2) x große Gruppe mit Entlastungsabständen (2)] 8/48=0,166 ein sehr geringes Risiko

Wankreise:
Steilster Bereich: Einfahrt in die Reise: 40° und Exposition West-Nordwest
Stop or Go: über 35° also stop.
Reduktionsmethode: bei Erheblich unter 40° bleiben. Also stop.

Wank Südflanke:
Steilster Bereich: ganz oben 35°-37° dann konstant unter 35° Exposition Süd
Stop or Go: über 35° also stop.
Reduktionsmethode: Erheblich (8) / [weniger als 40°(2) x Verzicht auf nördliche Hälfte (3) x große Gruppe mit Entlastungsabständen (2)] 8/12=0,666 ein geringes Risiko, also eine lohnende (unverspurter Pulver) aber noch ausreichend sichere Variante.

Fazit:
Die Analyse zeigt, dass eine umfassende Tourenplanung unabdingbar ist. Außerdem hält die Reduktionsmethode manchmal noch lohnende Alternativen bereit, die mit alleiniger Anwendung der Stop or Go Methode nicht erkannt, beziehungsweise beurteilt werden können.

3 Gedanken zu „Wank Stöttlreise (2208m)

  1. Da auf dieser Höhe ca. 2000m sämtliche Hänge im Wankbereich vorm letzten Schnee durch Regen total vereist waren, auch keine Bindung mit dem Neuschnee möglich! Als kleiner Trost, sind dieselbe Reise schon am Samstag abgefahren!!

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